Dienstag, 11. Juni 2024

03.06.2024 – 06.06.2024 – Die rumänische Schwarzmeerküste

Am 03.06.2024 war es dann so weit; wir verließen die Donau und stachen in See. Dieser Moment hat uns im Vorfeld schon etwas nervös werden lassen, denn wir waren mit unserem Boot noch nie auf dem Meer und das Schwarze Meer kannten wir auch noch nicht. Gleich am ersten Tag stand uns eine lange Strecke bevor, wo es größtenteils über das offene Meer ging und es auf 116 km keine Möglichkeit gab, einen Hafen anzusteuern. Bei einer Geschwindigkeit von 11-12 km/h kann sich so eine Strecke ewig hinziehen, vor allem wenn Wellengang aufkommt.

Wir sind in Sfantu Gheorghe schon um 4:30 Uhr aufgestanden und um 5:00 Uhr ging es los. Bevor wir die Donaumündung erreichten, mussten wir noch Slalom um zahlreiche Fischernetze fahren. Dann kamen schon die ersten Wellen, eher eine Dünung aus langgezogenen Wellen, auf Fotos kaum zu sehen, aber durchaus mit Berg- und Talfahrt verbunden. Die Donaumündung in Sfantu Gheorghe hat zudem Untiefen, die auf der Seekarte nur teilweise erkennbar sind, weil diese immer wieder wandern. Bei der Dünung auf so einer Untiefe aufzusitzen, ist bestimmt kein Vergnügen. Unser Echolot zeigte zeitweise weniger als zwei Meter unter dem Kiel an, was bei unserem Tiefgang von 80 cm noch kein Problem ist. Ich würde jedoch keinem Segler diese Strecke empfehlen, sonder als Segler den Sulina-Arm wählen.

Nach ca. einer halben Stunde hatten wir wieder ausreichend Tiefgang und die Dünung nahm ab.

Kaum stand die Sonne am Himmel, wurden wir von einem Schwarm Delfinen begrüßt, der uns für einige Minuten begleitet hat. Es war absolut beeindruckend, zu erleben, wie die Delfine kreuz und quer unter unserem Boot durchschwammen und immer wieder kurz aus dem Wasser kamen.

Im weiteren Verlauf der Schwarzmeer-Strecke konnten wir jeden Tag Delfine beobachten, aber nicht mehr so aktiv und so direkt neben unserem Boot, wie an diesem Tag.

Unsere erste Tagesetappe war Konstanza, eine Industriestadt, die aber dennoch über einen schönen Hafen mit Altstadt verfügt. Wir bekamen einen Liegeplatz im Yachthafen zur Verfügung gestellt und fühlten uns hier mit zwei Übernachtungen sehr wohl, auch wegen der Hilfsbereitschaft der anwesenden Segler.

Das alte Casino (Wahrzeichen von Konstanza) war Jahrzehnte lang eine Ruine; jetzt wird es renoviert.

Was haben Romulus und Remus mit Konstanza zu tun? Das Denkmal soll betonen, dass das rumänische Volk auf ewig mit dem römischen Reich vereint ist.

Der Dichter Ovid ist seinerzeit offensichtlich in Ungnade gefallen und wurde nach Konstanza verbannt.

Sozialistische Baukunst

Unser Sohn hat einen rumänischen Internetshop ausfindig gemacht, der uns zwei neue 12V-Notebook-Netzsstecker geliefert hat, nachdem unser Stecker den Geist aufgegeben hatte.

Am 05.06.2024 steuerten wir Mangalia, unser zweites und zugleich letztes Ziel an der rumänischen Schwarzmeeküste an. Zuvor meldeten wir uns ordnungsgemäß bei der Grenzpolizei ab. Trotz Schengen nimmt sowohl die rumänische, als auch die bulgarische Grenzpolizei ihren Job sehr ernst. Sobald man in einem Hafen ankommt, stehen meistens schon zwei Polizisten am Steg, um zu fragen wo man zuletzt war und rufen ihre Kollegen im letzten Hafen an, um dies zu überprüfen. Die Kontakte sind stets freundlich und es kommt immer wieder zu netten Gesprächen, weil sich die Menschen für unsere Reise interessieren. Anders als beispielsweise in Kroatien, wo bei den tausenden von Booten, die täglich einen Hafen verlassen, die Polizei mit der Kontrolle gar nicht mehr hinterherkäme, sieht man auf dem Schwarzen Meer fast gar keine ausländischen Boote. Die Pflicht, sich vor dem Verlassen des Hafens abzumelden, gilt allerdings auch für Einheimische. Ein Nachbar aus dem Hafen meinte, dies sei noch ein Relikt aus der sozialischen Zeit. Er hat sein Boot schon seit 25 Jahren im Hafen und hat die Polizisten schon gefragt, ob sie meinen, dass er zum Kartoffeln klauen auf’s Meer fährt und warum sie nicht in Betracht ziehen, dass er einfach nur segeln möchte…

In Mangalia angekommen, haben wir uns gleich beim Hafenkapitän angemeldet. Auch hier kamen wir mit den Beamten wieder ins Gespräch und man zeigte uns, wo man am besten Essen kann. Am Abend vor unserer Abreise meldeten wir uns dort wieder ab.
Mit den Behörden hatten wir in Rumänien und Bulgarien insgesamt den Eindruck, dass es kein einheitliches Vorgehen gibt. Manchmal mussten wir zum Hafenkapitän, manchmal nur zur Grenzpolizei und manchmal kam der Zoll zur Kontrolle angereist. Die Zugehörigkeit zum Schengen-Raum macht nur den Unterschied, dass man jetzt keinen Stempel mehr in den Pass bekommt.

Mangalia ist ein Urlaubsort mit wenig Flair, aber durchaus ok für zwei Nächte, zumal die Marina eine funktionierende Dusche hat.

Das Gewitter kam dann doch nicht so schlimm, wie befürchtet.

5 Kommentare zu "03.06.2024 – 06.06.2024 – Die rumänische Schwarzmeerküste"

  1. Hallo ihr Abenteurer,
    so eine beeindruckende Fahrt, wir lesen immer gerne eure Etappenberichte. Weiterhin eine spannende Fahrt bei schönem Wetter und funktionierenden Boot und eine handbreit Wasser unterm Kiel.
    Liebe Grüße Kerstin und Stefan

    1. Vielen Dank,
      trotz starker Hitze und Sonnenschein ist die Wetterlage instabil. Bevor es weiter nach Istanbul geht, wo wir, bis wir in Istanbul einklariert haben, auf einer Strecke von rd. 200 km nirgendwo an Land gehen dürfen, warten wir auf eine stabile Hochdruck-Wetterlage. In Sozopol (Bulgarien) kann man die Zeit gut verbringen.
      Liebe Grüße
      Stephen und Teresa

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