Donnerstag, 16. Mai 2024
Am 13.05.2024 haben wir die Marina Srbno Jezero in Serbien verlassen, um uns wenige Kilometer weiter in Veliko Gradište vorschriftsmäßig für die Ausreise abzumelden. Wir haben uns entschieden, schon hier aus Serbien auszureisen, weil uns von offizieller Seite immer wieder gesagt wurde, dass wir uns in Veliko Gradište abmelden müssten, und das Desaster wie bei der Einreise wollten wir bei der Ausreise nicht wiederholen. Für Boote gibt es in Veliko Gradište keine Möglichkeit an einem Steg festzumachen. Somit haben wir bei einem kroatischen Frachter, der am Zollponton lag, angefragt, ob wir längsseitig an ihm festmachen dürfen. War natürlich kein Problem, und so konnte ich mit den Papieren über den Frachter auf den Zollponton klettern um an Land zu kommen.
Das Büro der serbischen Grenzpolizei war schnell gefunden. Als erstes wurde ich nach meinem Agenten gefragt, woraufhin ich mit meinen sehr rudimentären Kroatisch-Kenntnissen antworten musste, dass wir nur ein kleines Boot sind, das hoffentlich keinen Agenten zum ausreisen braucht. Dann bekam ich ein umfangreiches Formular ausgehändigt, wo ich sämtliche Angaben zur Crew und unserer Fracht machen musste, insbesondere wieviel Tonnen wir von welcher Ware transportieren. Danach bat der Grenzpolizist auch noch um eine Skizze vom Boot mit der Position der Treibstofftanks. Dann sollten wir auf unserem Boot warten, bis der Zoll mit unseren abgestempelten Pässen und Papieren kommt. Somit ging ich zurück zum Boot; allerdings gab es jetzt noch eine weitere Hürde zu nehmen: Auf dem Ponton stand ein ziemlich hektischer Mensch, der aufgeregt mit den Armen fuchtelte und mir irgendwas mitteilen wollte. Nachdem ich kein Wort verstand, wurde er immer ungehaltener und lauter. Ich habe von der Mannschaft des kroatischen Frachters jemanden gebeten, zu übersetzen. Dieser meinte, dass, dafür dass wir am kroatischen Frachter festgenmacht haben und über den Zollponton an Land gehen, 70 € an den freundlichen Herrn zu entrichten wären. Nachdem ich ihn nun erneut abgewiesen habe, wurde er noch zorniger. Der Kroate meinte ich sollte ihm, um ihn ruhig zu stellen, 30 € geben. Widerwillig habe ich das getan, natürlich gab’s hierfür keine Quittung. Man muss sich das mal vorstellen, an einem offiziellen Zollponton darf so ein Kerl sein Unwesen treiben und alle Schiffe, die dort halten, müssen zahlen. Wer weiß, wer da alles inoffiziell mitverdient..
Wir haben jedenfalls unsere Papiere zur Ausreise erhalten und konnten die Uferseite nach Rumänien wechseln. Dort mussten wir dann ca. zwei Stunden auf die Grenzpolizisten warten, die gerade unterwegs waren um ein Kreuzfahrtschiff abzuwickeln. Die Prozedur lief dann dann immerhin unbürokratisch und man bat mich hier zum ersten Mal um unseren Schiffsstempel, den ich im Vorfeld unserer Reise vorsorglich anfertigen ließ.
Es ging nun weiter Richtung Eisernes Tor. Unterwegs trafen wir wieder die Pola, das Boot, das mit uns zeitgleich in Deutschland startete und dem wir immer wieder begegnen. Wir sind kurze Zeit nebeneinander gefahren und haben uns gegenseitig fotografiert.
Am serbischen Flussufer, die Burg von Glolubac.
Mittlerweile war es später Nachmittag und Zeit geworden, auf die Suche nach einem geeigneten Liegeplatz zu gehen. Bei Drencova (km 1015) liegt ein schönes Anwesen, dass von einem Schweizer, seiner Frau und seiner Tochter bewirtschaftet wird. Diese sind derzeit dabei, eine Ferienpension und einen kleinen Campingplatz fertigzustellen. In herrlicher Umgebung konnten wir festmachen und auch hier wurde unser Zahlungsversuch zurückgewiesen.
Am nächsten Tag stand ein neuer Höhepunkt unserer Reise bevor, das Eiserne Tor.
Im Bereich des Eisernen Tors liegen zwei Wasserkraftwerke mit jeweils zwei Schleusen (Eisernes Tor 1 und Eisernes Tor 2). Durch die Baumaßnahmen versanken 1971 einige Dörfer und die Insel Ada Kaleh, die bis 1923 eine übriggebliebene Exclave des Osmanischen Reiches war und zuletzt noch von ca. 600 türkischen Bewohnern besiedelt war.
In beiden Stauwehren befinden sich auf serbischer und rumänischer Seite jeweils eine Schleuse. Die Schleusen werden im Wechsel betrieben und so muss man erst einmal per Funk abfragen, auf welcher Seite man schleusen kann. Diesmal war Rumänien zuständig und wir konnten unsere Gastlandflagge dran lassen.
Zwischen beiden Kraftwerken liegen ca. 120 km und einer der imposantesten Donauabschnitte.
In einen Felsen gemeißelte Statue des König Decebal.
Die berühmte Trajans-Tafel, die 100 n. Chr. anlässlich der Beendigung des Straßenbauabschnittes der römischen Straße (von den Donauquellen bei Donaueschingen bis Rumänien) in den Felsen gemeißelt wurde. 1972 wurde bei den Bauarbeiten für das Kraftwerk die Inschrift zusammen mit dem Felsen herausgemeißelt und auf ein höheres Niveau versetzt, um sie zu erhalten. Leider wurde die Tafel gerade renoviert.
Nach dieser Gebirgsstrecke, die auch von einigen Ausflugsbooten angesteuert wird, liefen wir in den Hafen von Orsova ein.
Touristen aus Deutschland, die mit ihrem eigenen Boot anreisen, trifft man hier eher selten, weshalb innerhalb weniger Minuten ein Fernsehteam auf uns aufmerksam wurde.
Den Anlegeplatz haben wir auf gut Glück angesteuert. Der Besitzer hat uns willkommen geheißen und uns sogar mit Strom versorgt, das ganze wieder für umsonst.
Leider wird fast mitten im Ort diese pechschwarze Brühe direkt in die Donau eingeleitet.
Am 15.05.2024 fuhren wir weiter nach Turnu Severin, wo wir in einem Industriegebiet im Yachtclub Aurora festmachten, der bis auf einen Platz komplett durch ein Frachtschiff belegt war. Leider gibt es auch hier keine Duschen und auch der Wasserschlauch reicht nicht bis zum Boot, aber dafür hat man uns auch hier sehr freundlich empfangen und wieder mal für umsonst, inkl. Strom.
Am 16.05.2024 ging es dann weiter durch die Schleuse „Eisernes Tor 2“ und dann zur Übernachtung an einen schönen Ankerplatz.
Liebe Kunzmanns,
sehr schönes und informatives Reisetagebuch, macht Spaß, zu lesen, bin schon sehr gespannt auf weitere Einträge!
Nur ne kurze Frage: War die Donau an einer Stelle tatsächlich über 60 Meter tief oder hab ich das falsch verstanden?
LG und weiterhin gute Fahrt!
Die Donau ist an dieser Stelle tatsächlich 69 m tief. Wir haben sogar einmal kurz die 70 m-Marke überschritten.