Sonntag, 19. Mai 2024
Am 06.05.2024 sind wir früh aufgestanden, weil wir ahnten, dass der Übertritt von Kroatien nach Serbien nicht ganz einfach wird, zumal Serbien noch nicht in der EU ist. Wir mussten nochmal 2,5 km flussaufwärts nach Borovo fahren, um uns dort bei der kroatischen Grenzpolizei offiziell abzumelden. In Borovo konnten wir am Schiff des Hafenkapitäns seitwärts anlegen. Danach habe ich mich auf die Suche nach der zuständigen Behörde gemacht und wurde schnell fündig.
Der diensthabende Grenzpolizist schien von unserem Besuch etwas überrascht zu sein und konnte mit der Situation, dass jemand mit einem privaten Boot nach Serbien ausreist, nicht recht viel anfangen. Er hat mich dann an die Verwaltung im Nebengebäude verwiesen, wo der Dienststellenleiter sich persönlich schlau gemacht hat. Es musste dann aus Vukovar ein Beamter angefordert werden, der für derartige Prozeduren zuständig ist. Dieser kam dann ca. eine Stunde später und hat dann unsere Daten aufgenommen. Ich hatte schon eine Crewliste vorbereitet, auf deren Rückseite dann der Ausreisestempel versehen wurde. Mittlerweile war es schon 10:00 Uhr, aber wir konnten nun offiziell ausreisen.
Aus unserem nautischen Donau-Führer und dem Internet wussten wir, dass, wenn man in Vukovar ausklariert, man in Serbien als nächstes in Novi Sad einklarieren kann, also haben wir direkt Novi Sad angesteuert. In Novi Sad haben wir einen Ponton ausgemacht, der ganz nach offizieller Behörde aussah.
Dort festgemacht, habe ich an der Bürotür geklopft und mir wurde gesagt, dass wir hier mit dem Boot richtig liegen, dies aber der Zoll sei und wir zur Grenzpolizei müssten. Wir wussten nicht, dass in Serbien der orthodoxe Ostermontag war, insofern ging es feitagsbedingt recht ruhig zu und der Zollbeamte hat mich persönlich zur Grenzpolizei begleitet, um bei Bedarf zu übersetzen. Die Grenzpolizei hatte eine Filiale am Anleger für Kreuzfahrtschiffe; die Beamtinnen vor Ort wimmelten mich allerdings gleich ab und machten mir klar, dass sie nur für große Passagierschiffe zuständig seien. Sie ließen sich von dem Zollbeamten auch nicht dazu überreden, mal zur Abwechslung ein kleines Schiff abzufertigen. Sie verwiesen mich an die Polizei in Bačka Palanka. Bačka Palanka liegt kurz hinter der kroatischen Grenze 40 km flussaufwärts, das bedeutet für uns, dass wir fast die ganze Strecke wieder zurück müssen, diesmal flussaufwärts, was ca. fünf Stunden Fahrt ausmacht.
Der freundliche Zollbeamte bot uns an, uns nach Dienstschluss mit seinem Auto nach Bačka Palanka mitzunehmen, weil er dort wohnte. Zusätzlich zu all seinen Bemühungen hat er uns auch noch einen türkischen Kaffe zubereitet.
Bevor wir mit dem Auto nach Bačka Palanka fahren, wollte er vorsichtshalber noch die bürokratischen Rahmenbedingungen vor Ort telefonisch abklären. Wir waren zwischenzeitlich Einkaufen und Abendessen. Zurück am Steg musste er uns die Nachricht übermitteln, dass die Polizei die Einreisegenehmigung nur erteilt, wenn wir mit dem Boot in Bačka Palanka vorfahren. Nachdem es aber langsam dunkel wurde, haben wir den Yachtclub von Novi Sad angesteuert, um dort für eine Nacht zu bleiben. Wir waren nun illegale Immigranten. Der Hafenmeister vom Yachtclub hat uns berichtet, dass die Regelung mit der Anmeldung in Bačka Palanka seit diesem Jahr gelte.
Am nächsten Morgen sind wir um 5:00 Uhr aufgestanden und die 40 km zurückgefahren.
Bačka Palanka (ehem. Plankenburg) ist eine Kleinstadt in der Vojvodina; der Hafen besteht aus einem Industrieanleger, dem Boot des Hafenkapitäns und einem alten rostigen Polizeiboot.
Unwissend wie wir waren, haben wir am Schiff des Hafenkapitäns angelegt, weil wir das alte Polizeiboot niemals als offiziellen Anleger vermutet hätten.
Der Hafenkapitän war sehr freundlich und hilfsbereit und hat die Polizei im Ort telefonisch darüber informiert, dass wir zur Anmeldung im Hafen lägen. Dann nahm alles seinen Lauf, die Polizei hat eine neue, Crewliste nach serbischem Muster angelegt und mit dem Einreisestempel versehen. Die weiteren Länder, in die wir eingereist sind, haben diese Liste dann als Laufzettel verwendet und jeweils abgestempelt.
Bemerkenswert ist, dass die serbische Polizei mich automatisch als „Kapetan“ anerkannte und Teresa als „Mornar“ (Matrose).
Nun konnten wir wieder flussabwärts zurück nach Novi Sad, wo am fühen Abend unser Sohn und Enkel eintrafen, um uns für ein paar Tage zu begleiten. (Billigflug von Memmingen nach Belgrad macht’s möglich).
Am 08.05.2024 ging die nächste Etappe vorbei ein hübschen Dörfern nach Stari Slankamen, einem kleinen Erholungsort.
Hier wurden wir von den einheimischen Hafenmitgliedern sehr herzlich aufgenommen, der Liegeplatz war umsonst.
Der Lebensmittelhändler unseres Vertrauens; die Butter war leider ein halbes Jahr über dem Verfallsdatum…
Am nächsten Tag ging es dann nach Belgrad, der letzten Donaumetropole und Hauptstadt auf unserer Donautour. Im Internet fanden wir eine Marina, die wir ansteuern wollten, um auch mal wieder gepflegt duschen zu können. Auch wenn unser Boot über eine Dusche an der Badeplattform am Heck verfügt, reicht das warme Wasser, wenn man nicht fährt, nur für zwei Tage, und man braucht natürlich immer wieder eine Gelegenheit, um den 200-Liter-Tank aufzufüllen. Von der Internetseite der Marina Goga wussten wir, dass eine Übernachtung 50 € kostet, für die Region sehr teuer, aber Luxus hat nun eben seinen Preis. Also, Marina Goga angesteuert, festgemacht und gleich zur Anmeldung ins Hafenbüro. Dort teilte man uns mit, dass eine Übernachtung 100 € kosten würde. Mein Hinweis auf die Angaben in der Internetseite wurde damit beantwortet, dass dies leider die alten Preise seien. 100 €/Nacht und das drei Tage lang, diese Abzocke machten wir nicht mit und haben dann die nächste Marina angesteuert. In der Marina Gabbiano kamen wir für 30 € unter, allerdings ohne sanitäre Einrichtungen. Ein anderes Boot, die zeitgleich mit uns in Deutschland gestartet ist, trafen wir dort wieder. Diese hatten die gleiche Erfahrung gemacht und haben in einem Hotel in der Nähe für 35 € geduscht.
Einst das beste Hotel vor Ort, mittlerweile etwas in Jahre gekommen und irgendwie aus der Zeit gefallen.
Dom des heiligen Sava, Bauzeit mit einigen Unterbrechungen von 1926 bis 2018.
Am 08.05.2024 war Xi Jinping in Belgrad, weshalb die Stadt für den Empfang entsprechend dekoriert wurde. China investiert enorm viel in Serbien, weshalb beide Staaten eine „Eiserne Freundschaft“ verbindet…
Nachdem unsere Begleiter sich am 10.05.2024 verabschiedet hatten, sind wir noch eine Nacht in Belgrad geblieben und am nächsten Tag nach Smederevo weitergefahren und wurden dort herzlich im Yachtclub willkommen geheißen, Übernachtung wieder umsonst. Das Wort „Yachtclub“ suggeriert eine gewisse Komfort-Erwartung. Ab Serbien handelt es sich jedoch lediglich um Stege, um sein Boot festzumachen, eher selten mit Wasser- und Stromanschluss, jedoch nie mit sanitären Einrichtungen.
Am nächsten Tag fuhren wir weiter nach Srbno Jezero, einer Feriensiedlung aus der Retorte, wo uns laut Informationen aus dem Internet eine komfortable Marina erwartete. Der Preis war mit 30 € in Ordnung, aber man hatte leider vergessen, den Boiler einzuschalten, weil die Saison ja noch nicht richtig gestartet ist. Während Teresa unter der kalten Dusche stand, ist dem Hafenmeister sein Versäumnis eingefallen, und er entschuldigte sich bei mir mit einem Slivovitz.
Hallo ihr zwei,
das Logbuch ist einfach super geschrieben und man freut sich immer schon auf den nächsten Abschnitt.
Weiterhin eine gute Fahrt und viele Grüße an Kapitän und Matrosen wünsche ich euch.
Vielen Dank!
Da ich im Juni 2024 mit der Holzzille meines Freundes (7,5 m lang, 100 PS, Planenaufbau) eine Donaureise von Grein/Oberösterreich nach Sulina plane, verfolge ich dein Logbuch mit großem Interesse.
Insbesondere die Schilderungen über das Ein- und Ausklarieren sind für mich sehr hilfreich.
Dein „Internetauftritt“ ist sehr perfekt und übersichtlich gestaltet. Bin schon gespannt, wie es in Rumänien und Bulgarien weitergeht.
Wünsche euch Alles Gute für die weitere Fahrt.
Vielen Dank!