Sonntag, 11. August 2024
Nach der Fahrt durch den Kanal von Korinth fuhren wir am 26.07.24 noch weiter bis Kiato, eine kleine Stadt am Südufer des Golf von Korinth. Das innere, vor allen Winden geschützte Hafenbecken, war von einheimischen Booten und einer Charterflotte belegt, deshalb haben wir erst einmal im äußeren Hafenbecken festgemacht, wo noch viel Platz war. Es war irrsinnig heiß und absolut windstill.
Wir waren froh, scheinbar gut untergekommen zu sein; nach 1-2 Stunden kam jedoch innerhalb weniger Minuten starker Ostwind auf. Nachdem das äußere Hafenbecken gegen Osten offen war, kamen die Wellen unvermindert ins Hafenbecken und haben das Boot extrem zu schaukeln gebracht, was gefährlich hätte werden können, weil wir direkt längs an der Hafenmauer lagen. Mit vereinten Kräften (wir waren ja zu viert unterwegs) konnten wir das Boot von der Mauer wegdrücken und mit Volldampf ablegen. Jetzt galt es, irgendwo einen sicheren Platz zu bekommen. Im inneren Hafenbecken haben wir uns dann in eine Lücke gezwängt, die für den Rest des Tages und die kommende Nacht niemand für sich beansprucht hatte. Direkt vor unserem Liegeplatz war eine Taverne, die wir gerne besucht haben und somit das Boot immer im Blick hatten.
Am nächsten Tag hatten wir ruhige See und sind bis zur Insel Trizonia weitergefahren. Auf der Ostseite befindet sich eine geschützte Bucht mit zahlreichen Stegen. Nachdem Sonntag war, kam niemand zum abkassieren, Wasser und Müllentsorgung vorhanden.
Von Trizonia ging es am nächsten Tag weiter Richtung Patras, durch die Rio-Andirrio-Brücke, die den Peloponnes mit dem Festland verbindet.
Sie wurde 2004 eröffnet und verbindet acht Kilometer östlich von Patras Andirrio am Nordufer mit Rio auf dem Peloponnes. Die Brücke erregte Aufsehen, weil es lange für unmöglich gehalten wurde, eine Brücke in einem Erdbebengebiet über eine 2,5 km breite und 65 m tiefe Meerenge ohne stabilen Boden zu bauen.
Die Brücke wurde daher ein technisch äußerst interessantes und innovatives Bauwerk, bei dem in vielen Details Neuland betreten wurde.
Die Brücke wurde am 7./8. August 2004 offiziell eingeweiht – rechtzeitig vor den am 13. August beginnenden Olympischen Spielen, aber gut vier Monate vor dem vertraglichen Fertigstellungstermin. Während der Feier trug u.a. Otto Rehagel, der als Trainer der griechischen Fußballmannschaft zum EM-Sieg verholfen hatte, das olympische Feuer über die Brücke.
Am späten Nachmittag erreichten wir am Golf von Patras auf der Festlandseite den Hafen von Mesolongi.
Mesolongi liegt in einer Lagune, in der Meersalz gewonnen wird. Die Stadt gilt bis heute als Symbol des griechischen Widerstands gegen das Osmanische Reich. Lord Byron einer der bedeutendsten Dichter der englischen Romantik hatte Mesolongi bereits im Jahre 1811 erstmals besucht. Ihm wurde der Oberbefehl über die griechischen Streitkräfte angetragen und er finanzierte die Ausrüstung neuer griechischer Flotteneinheiten. Während der Zeit in Mesolongi verschlechterte sich Byrons Gesundheit – vermutet wird unter anderem, er habe sich im ungesunden Klima der Lagune mit Malaria infiziert. Die von den Ärzten verordneten Aderlässe schwächten den Körper des Dichters weiter, und er starb schließlich am 19. April 1824, ohne jemals in großem Umfang an Kämpfen teilgenommen zu haben.
Quelle: Wikipedia
Mesolongi erreicht man über einen Kanal, der parallel zu den Salinen verläuft. Am Kanalufer stehen zahlreiche Fischerhütten auf Stelzen, die mittlerweile großenteils zu Ferienunterkünften umfunktioniert wurden.
Am Ende des Kanals befindet sich eine Marina, die zwar mit Booten belegt war, wo wir jedoch außer dem Marina-Angestellten keine weiteren Menschen angetroffen haben. Auch das Restaurant war geschlossen, und das in der Hochsaison! Der ganze Hafen wirkte wie ein „Lost Place“ oder wie ein idealer Drehort für einen Zombie-Film; hinzu war es unerträglich heiß, ohne jeglichen Wind.
Wir haben dort eine ruhige Nacht verbracht und sind am nächsten Tag frühzeitig gegen Sonnenaufgang gestartet, weil wir die ruhige See nutzen wollten, zumal es über das offene Meer nach Ithaka ging. Ithaka gilt als Heimatinsel des Odysseus.
Wir steuerten den Hafen von Vathi an, der grundsätzlich gegen alle Windrichtungen geschützt ist, doch die starken Fallwinde bereiten auch in der geschützten Bucht zeitweise starken Schwell. Vathi gilt als das Saint Tropez von Griechenland und ist bei Bootsfahrern sehr beliebt, zudem machen einige Charterflotten dort die Übergabe ihrere Boote an die nachfolgenden Gäste. Die Boote liegen dicht an dicht nebeneinander und da kommt es immer wieder vor, dass die Ankerketten über Kreuz geraten, was dann beim Auslaufen zu schwierigen Situationen führt. Spätestens am frühen Nachmittag füllt sich der Hafen und dann wird es anstrengend. Wem sein Boot kostbar ist, sollte er es nicht mehr verlassen, sondern muss es gegen „Angriffe“ verteidigen. Wir hatten das Pech, dass zum benachbarten Boot noch ca. 1,50 m Abstand war. Einige große Segelyachten sahen hier die Möglichkeit, sich in die Lücke reinzudrücken, obwohl sie viel zu breit waren. Wir mussten die Skipper überreden, sich wo anders einen Platz zu suchen. Eine Yacht hat mit brachialer Gewalt versucht, die Boote zur Seite zu drücken, dabei unser Boot mit dem Heck gegen die Kaimauer gepresst und ist dann auch noch mit ihrem Ruder in unserer Ankerkette hängen geblieben. Glücklicherweise hat der Skipper eingesehen, dass er auch mit Gewalt nicht weiterkommt und ist weitergefahren, wobei er sich noch in weiteren Ankerketten verfangen hatte. Mit einem benachbarten Charterboot hatten wir die Situation, dass hier eine Übergabe erfolgte und die neuen Gäste das Boot zum ersten Mal manövrieren mussten. Die Skipperin namens Ping Ping wurde gebeten, das Boot aus dem Hafen zu steuern. Ping Ping gab Volldampf und wenn wir nicht aufgepasst hätten, hätte sie unser Boot noch mitgerissen. Die Charter-Mitarbeiterin hat noch hinterhergerufen, „well done Ping Ping!“. In Vathi wurden wir erstmalig mit nautischem Massentourismus konfrontiert, was alles andere als entspannend war. Der Ort selbst ist sehr schön, Tochter und Freund haben sich ein Auto gemietet und die Insel erforscht, wir haben derweil Bordwache gehalten.
Am 01.08.2024 haben sich unsere Tochter und ihr Freund verabschiedet, um ihren eigenes Programm fortzusetzen. Wir sind nach Kefalonia weitergefahren, wo wir in der Pelagias-Bucht geankert und übernachtet haben. Aufgrund der ständig drehenden Windrichtung war die Nacht leider sehr unruhig; beruhigend war, dass der Anker gut gehalten hat.
Die Bucht war Drehort für den Film „Captain Corelli’s Mandolin“ mit Nicolas Cage und Penelope Cruz in den Hauptrollen aus dem Jahr 2001. Insbesondere die vier nebeinander strehenden Olivenbäume am Strand sollen in dem Film immer wieder vorkommen.
Nachdem am nächsten Tag beim Verlassen der Bucht bereits starker Wind und Wellen aufkamen, haben wir uns entschieden, umgehend einen sicheren Hafen anzusteuern und sind die Insel Kefallonia wieder ein Stück zurück Richtung Süden nach Agia Effimia gefahren. Agia Effimia hat einen sehr schönen Kai, der gegen Nordwinde geschützt ist. Hier sind wir einen Tag und eine Nacht geblieben.
Einen Tag später fuhren wir den Kanal zwischen Kefallonia und Ithaka Richtung Lefkas. Wir konnten uns aus unserem Griechenlandurlaub im Jahr 2015 noch an das Fischerdorf Sivota auf Lefkas erinnern, das in einer gegen alle Windrichtungen geschützten Bucht lag. Diesen Ort wollten wir nun mit unserm Boot ansteuern. In Sivota angekommen, mussten wir feststellen, dass sich innerhalb der letzten neun Jahre sehr viel getan hat. Die Bucht ist komplett mit Schwimmstegen überdeckt, an denen Charterunternehmen ihren Standort für ihre Flotten haben. Ein Restaurant reiht sich an das nächste. Das Wasser stinkt nach Fäkalien, weil es keine Absaugstation gibt und viele Boote ihre Hinterlassenschaften offensichtlich in der Bucht entsorgen. Die Berge, die die Bucht eingrenzen sind großenteils mit Fereinappartments bebaut; hierfür wurden zahlreiche Bäume gefällt und Nischen für die Bebauung in die Felsen gesprengt. Leider scheint am Mittelmeer dieser Trend nachwievor ungebrochen zu sein; jeder der zu viel Geld übrig hat (offensichtlich werden es Europa-weit immer mehr Menschen), muss sich eine eigene Ferienimmobilie zulegen. Wenn das noch nicht ausreicht, kommt noch eine Yacht hinzu. Wir haben noch nie so viel Mega-Yachten gesehen wie auf dieser Reise. Das sind leider die negativen Auswirkungen eines immerzu wachsenden Wohlstands gewisser Bevölkerungsschichten und ein Ende dieser Entwicklung ist leider nicht absehbar.
Eine Nacht in Sivota hat uns gereicht und wir sind wenige Kilometer weiter in die Desimi-Bucht gefahren, wo wir Jahre zuvor schon einige Camping-Urlaube verbracht hatten. Hier sind wir zwei Tage geblieben und haben einfach nur entspannt. Zum Einkaufen und zur Einkehr in die Taverne sind wir mit dem Schlauchboot jeweils an Land gerudert.
Am 07.08.2024 fuhren wir weiter nach Lefkada auf Lefkas, wo wir einen Versorgungstag einlegten. Die Gasflaschen mussten nachgefüllt und Proviant eingegekauft werden.
Einen Tag später wollten wir Strecke machen und weiter Richtung Norden fahren. Nachdem wir ewig auf die Öffnung der Drehbrücke, die das Festland mit Lefkas verbindet, warten mussten, waren wir schon zu spät dran, um unseren Plan zu einzuhalten, denn ab 13:00 Uhr kommen erfahrungsgemäß Wind und Wellen, weshalb man dann in einer geschützten Bucht oder einem sicheren Hafen sein sollte.
Deshalb steuerten wir kurz nach der Brückendurchfahrt außerplanmäßig Preveza an und waren im Nachhinein froh, dort gewesen zu sein. Wir hatten zuvor keine Ahnung, was Preveza für ein geschichtsträchtiger Ort ist, denn Preveza ist das ehemalige Nikopolis, das 31 v. Chr. durch Octavian, den späteren Kaiser Augustus gegründet wurde, nachdem dieser am 2. September 31 v. Chr. die Flotte von Marcus Antonius und Kleopatra in der Seeschlacht bei Actium geschlagen hatte. Die Schlacht war Teil des Machtkampfes zwischen Octavian und Antonius nach dem Tod Julius Cäsars. Der römische Bürgerkrieg war nach der Schlacht bei Actium weitgehend entschieden und Kleopatra und Marcus Antonius nahmen sich ihr Leben.
Wir haben uns die Ruinen von Nikopolis, dessen Einwohnerzahl seinerzeit auf über 320.000 Einwohner angewachsen ist, angesehen und waren im Anschluss noch im Museum.
Ein trauriges Beispiel für die Absurdität von Krieg: Italiener bombardieren Zeugnisse ihrer eigenen Kultur.
Von Preveza aus ging es die nächsten Tage weiter über Syvota (südlich von Igoumenitsa) nach Korfu. Leider gab es in Korfu keine freie Anlegemöglichkeit, weshalb wir eine Marina ca. 6 km außerhalb von Korfu-Stadt angesteuern mussten und von dort aus mit dem Bus in die Stadt gefahren sind. Nachdem wir am nächsten Tag vorhatten, nach Albanien weiter zu fahren, mussten wir in Korfu die Grenzpolizei aufsuchen, um auszuklarieren. Beim offiziellen Hafengebäude hing nur ein Schild mit dem Hinweis „to Albania, end of the port“, also gingen wir zum Ende des Hafens. Dort befindet sich der Terminal für die Fähren nach Albanien. Uns wurde gesagt, dass wir uns zur Passkontrolle in die selbe Schlange einreihen müssten, wie die Passagiere der Fähren. Also stellten wir uns brav in die Reihe.
Als wir dann kurz vor der Passkontrolle standen hat uns eine Beamtin nach unserem Ticket gefragt. Nachden wir kein Ticket vorweisen konnten und ihr klar gemacht hatten, dass wir mit dem eigenen Boot das Land verlassen wollten, hat sie uns schroff abgewiesen und mitgeteilt, dass wir warten müssen, bis das kompette Schiff abgefertigt ist mit dem Hinweis, „we are very busy“. Nachdem das Schiff abgefertigt war, standen schon die Passagiere für das nächste Schiff an. Wir haben uns wieder angestellt und wurden erneut zurückgewiesen. Nachdem uns das ganze ziemlich absurd vorkam, entschieden wir uns, nochmal in das ursprüngliche Hafenamt zu gehen und es hat sich herausgestellt, dass wir dort grundsätzlich an der richtigen Stelle waren. Hier hat sich eine angetrunkene Beamtin um uns gekümmert, extrem überheblich, und wir mussten uns auch noch dafür rechtfertigen, dass wir zuvor die Türkei besucht hatten. Aber immerhin hatten wir jetzt einen Zettel auf dem bestätigt wurde, dass wir Griechenland verlassen dürfen, aber: Wir mussten nochmal zurück zum Terminal um unsere Pässe kontrollieren zu lassen. Also wieder in die Schlange eingereiht; und welch Wunder, nachdem wir den Zettel vorweisen konnten, war die Beamtin, die uns kurz zuvor noch zurückgewiesen hatte, plötzlich freundlich. Die Pässe wurden kontrolliert und dies wurde ergänzend auf dem Formular bestätigt.
Nach dieser völlig absurden Prozedur, würde ich jedem Skipper, der vorhat, griechische Hoheitsgewässer Richtung Albanien zu verlassen, empfehlen einfach zu fahren. In Albanien interessiert sich keine Behörde dafür, ob die griechische Grenzpolizei die Pässe kontrolliert hat.
Wir waren jedenfalls froh, alles erledigt zu haben und sind dann noch in die Altstadt spaziert.
In Korfu-Stadt fühlt man sich eher wie in Italien als in Griechenland; dies mag auf die venezianische Herrschaft von 1386 – 1797 zurückzuführen sein.
Hallo Ihr Lieben, jetzt bin ich dreimal „Route ansehen“ gefahren, war das Euer Tempo?? Zack zack, rein in Bucht, fast über die Küste, mit einer Quietschbremsung in Korfu!! Was hätte Odysseus gesagt …
Nah und vieles ging so „am Rande“ gut, langatmig Warten, kämpferischen Parken,
Willkommen in griechischer EU ….
Und jetzt les ich nochmal den interessanten Bericht, geschichtlich verrückt gelegentlich, aber so ist Menschheit ….
Dank, dass ich da „nachlesen“ konnte, und einen lieben Gruß Walli
Es ist so interessant, bei Euch mitzulesen! Danke, daß wir teilhaben können! LG Conny