Sonntag, 14. Juli 2024
Am 04.07.2024 waren wir noch in Çanakkale und saßen am späten Nachmittag gemütlich an Deck, in der Annahme, noch mehrere Tage auf gutes Wetter für die 134 km lange Überfahrt nach Limnos (GR) warten zu müssen. Um längere Zeit festzusitzen, war Çanakkale nicht unbedingt der ideale Ort. Man kann zwar einiges unternehmen, aber für den Liegeplatz verlangt die Marina 100 €/Nacht. Çanakkale ist Port of Entry und wenn man das Land in Richtung nördliche Ägäis verlässt, muss man hier ausklarieren. Nachdem die Benutzung der Marina quasi zwingend ist, kann hier jeder Preis verlangt werden.
Unsere Bootsnachbarn, zwei erfahrene einheimische Segler, hatten eine ähnliche Strecke wie wir nach Griechenland geplant und teilten uns mit, dass sie noch am selben Abend ausklarieren und am nächsten Morgen früh starten wollten. Wir waren noch etwas unentschlossen, einerseits war die Wind- und Wellenprognose zwar schon etwas besser als die Tage zuvor war, aber leider immer noch nicht ideal. Die beiden Segler meinten, dass das morgige Zeitfenster auf absehbare Zeit die einzige Möglichkeit sei, um weiterzukommen; wenn man Pech hat, kann man wochenlang warten, bis der Meltemi nachlässt.
Der Meltemi ist ein Starkwind, der in der östlichen und mittleren Ägäis vorherrscht. Dieser entsteht durch ein Druckgefälle über dem Mittelmeerraum vom Azorenhoch zum Monsuntief. Der Meltemi weht in den Sommermonaten am stärksten, und dies kann unentwegt, Tag und Nacht, der Fall sein.
Nachdem die langfristige Wetterprognose wenig Hoffnung machte, habe wir uns ebenfalls für den nächsten Tag entschieden und einen Agenten angerufen, mit der Bitte, um uns umgehend auszuklarieren. Nach ca. zwei Stunden war alles erledigt und wir durften 170 € an den Agenten abdrücken.
Am nächsten Tag sind wir noch vor Morgengrauen aufgestanden und sobald es hell genug war, um die Fischernetze zu erkennen, sind wir gestartet.
Wir haben den Rat unserer Nachbarn befolgt, am rechten Ufer der Dardanellen entlang zu fahren, weil dort die Strömung am stärksten sei. Dieser Rat war Gold wert, denn wir waren statt der üblichen 11-12 km/h plötzlich mit rd. 16 km/h unterwegs und die Strömung schob uns noch weit in die Ägäis hinein.
Die Wellen kamen zeitweise unangenehm von der Seite, mit der aufgehenden Sonne sind Wind und Wellen zum Erliegen gekommen.
Nach einigen Stunden war die Insel Limnos in Sicht und es war an der Zeit, die Gastlandflagge zu wechseln.
In Limnos hatten wir Glück, einen Liegeplatz zu bekommen, denn eine Stunde später waren alle Plätze belegt. Nachdem für die nächsten Tage wieder Starkwind angesagt war, wollten sich viele Boote hier in den Schutz der Hafenbucht begeben. Wer keinen Platz an der Mole bekommt, muss vor Anker gehen.
Myrina auf Limnos ist Port of Entry, demnach haben wir uns bei der Grenzpolizei angemeldet und gleichzeitig die Gebühr für das Befahren der griechischen Hoheitsgewässer in Höhe von 50 € entrichtet. Die Mole von Myrina ist mit Strom- und Wassersäulen versehen. Man kauft sich im Hafenamt einen Transponder und kann dann theoretisch an jeder zur Verfügung stehenden Säule Strom und Wasser entnehmen. Ein Großteil der nautischen Infrastruktur, so auch in Myrina, wurde zum Teil mit EU-Mitteln finanziert. Leider ist es häufig so, dass nach der Fertigstellung sich niemand mehr verantwortlich fühlt und die Versorgung bestenfalls so lange funktioniert bis die Einrichtungen defekt sind. In Myrina kam nur aus einem Wasserhahn Wasser, diesen haben sich dann alle Boote geteilt. Strom kam sporadisch aus manchen Säulen, auch da hat man sich bei Bedarf abgewechselt. Wir hatten Glück, dass wir an der selben Versorgungssäule angeschlossen waren, wie ein einheimischer Yachtbesitzer. Insofern konnten wir uns sicher sein, dass der erlebte Stromausfall an unserer Säule nur von kurzer Dauer sein konnte, denn wenn „Onassis“ keinen Strom mehr hat, kommt der Handwerker bestimmt sofort; so war es dann auch…
Man muss den griechischen Hafenbetreibern, was i.d.R. die Kommunen sind, zu Gute halten, dass man nur sehr wenig bezahlen muss. Trotz einzelner Schwierigkeiten hatten wir in Limnos Wasser, Strom und sogar eine Dusche und mussten pro Tag nur 5 € bezahlen (vgl. Çanakkale mit 100 €).
Den vorbeifahrenden Tanklaster konnte ich abpassen, somit blieb uns das Kanistertanken erspart.
Auf Limnos verbrachten wir wunderschöne fünf Tage, bis der Meltemi sich wieder beruhigt hatte.
Für die Weiterfahrt entschieden wir uns aus windtechnischen Gründen für einen Umweg, denn je nördlicher man fährt, desto schwächer ist der Wind.
Am 11.07.2024 starteten wir früh morgens in Richtung Chalkidiki und fuhren zur südlichen Spitze der Halbinsel Sithonia, wo wir die Hafenbucht von Porto Koufo ansteuerten. Das Meer war an diesem Tag extrem ruhig und wir begegeneten auf unserer Überfahrt Definen, Wasserschildkröten, Thunfischschwärmen und fliegenden Fischen, demnach scheint die Fauna in dieser Ecke der Ägäis noch über eine gewisse Vielfalt zu verfügen.
Einfahrt in die Bucht von Porto Koufo; die deutsche Wehrmacht nutzte diesen Hafen im zweiten Weltkrieg aufgrund seiner geschützen Lage als U-Boot-Stützpunkt. Wir blieben dort zwei Nächte und legten in einer Bucht vor der Hafeneinfahrt einen Badetag ein. Porto Koufo leidet offensichtlich unter einer Mückenplage; wir waren von oben bis unten zerstochen. In einem Reisebericht eines finnischen Ehepaares aus dem Jahr 2010 konnten wir lesen, dass die Mückenplage hier schlimmer sei als im Sommer in Finnland.
Am 13.07.2024 stand nochmal eine große Überfahrt bevor. Wir sind wieder früh am Morgen gestartet und von Chalkidiki Kurs Süd direkt nach Skiathos. Für die 100 km lange Überfahrt haben wir ein absolutes Jahrhundertwetter erwischt, kein Wind, absolut ruhige See, und wieder sind uns Delfine begegnet.
In Skiathos angekommen, mussten wir feststellen, dass an den Stegen kein Platz mehr für uns war. Somit ließen wir unseren Anker fallen und bauten zum ersten Mal unser Schlauchboot auf, mit dem wir dann an Land gepaddelt sind.
Skiathos scheint eine Entwicklung in Richtung Ballermann-Tourismus zu nehmen. Im Inneren der Hafenbucht liegt der Flughafen, wo in kurzen Abständen die Flieger starten und landen, aus den Bars an der Promenade schallt bis früh am Morgen die Musik. Eine besondere Anziehungskraft haben Skiathos und die benachbarte Insel Skopelos auf Fans des Abba-Kino-Kultmusicals Mamm Mia, weil die Szenen zum großen Teil auf diesen beiden Inseln gedreht wurden.
Der Abschied von Skiathos fiel uns nicht allzu schwer und so fuhren wir am 14.07.2024 weiter Richtung Euböa. Die Insel Euböa erstreckt sich parallel zum griechischen Festland und im Schutz der Insel halten sich Wind und Wellengang in Grenzen. Vor der Einfahrt in den Golf von Euböa haben wir einen Abstecher in den Pagasitischen Golf gemacht und auf der Insel Trikeri eine kleine Bucht mit Taverne angesteuert. Wir hatten Glück einen Liegeplatz zu bekommen, denn es war Sonntag und der Ansturm auf die Taverne war beachtlich. Jedenfalls konnten wir direkt am Anleger festmachen, vom Boot aus ins Wasser springen und am Abend gut essen.
Hallo ihr Beiden,
wir sind Euch schon ein Stück näher gekommen. Diesmal hat unser Törn nach Dubrovnik geklappt. Sind jetzt wieder langsam auf dem Rückweg.
alles Gute weiterhin und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel
LG Kerstin und Stefan
Hallo ihr Beiden,
wir sind Euch schon ein Stück näher gekommen. Diesmal hat unser Törn nach Dubrovnik geklappt. Sind jetzt wieder langsam auf dem Rückweg.
alles Gute weiterhin und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel
LG Kerstin und Stefan
Hallo Ihr beiden,
dann fahrt noch ein paar Seemeilen weiter Richtung Korfu, dann besteht die Möglichkeit, dass wir uns treffen.
Euch weiterhin eine gute Fahrt!
LG Stephen und Teresa